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Was versteht man unter den Begriffen «Morbus Basedow» und «Endokrine Orbitopathie (EO)»

Unter den Begriffen Morbus Basedow – Endokrine Orbitopathie versteht man eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse (M.Basedow), welche auch die Augenhöhlen befallen kann (EO).
Die vermutlich erste Beschreibung der Erkrankung liegt mehr als 800 Jahre zurück, als der persische Arzt Sayyid Ismail Al-Jujani eine Verbindung zwischen der Vergrösserung der Schilddrüse und dem Hervortreten der Augen fand. Das Buch in dem diese Beschreibung steht ist der Thesaurus des Schah von Khwaraz, das wichtigste medizinische Lehrbuch seiner Zeit. Seither gibt es verschiedene Beschreibungen dieser Erkrankung. 1786 beschrieb der englische Arzt Caleb Hillar Parry das klinische Bild des Morbus Basedow. Der erste italienische Arzt war Giuseppe Flajani 1802 und 1810 folgte eine weitere Beschreibung durch Antonio Giuseppe Testa.

Der irische Arzt Robert James Graves beschrieb die Erkrankung anhand detaillierter Schilderungen der klinischen Befunde, welche allerdings erst 1835 nach seinem Tode veröffentlicht wurden. Im deutschsprachigen Raum beschrieb Carl Adolph von Basedow 1840 die später nach ihm benannte Systemkrankheit. Basedow lebte zu dieser Zeit als praktischer Arzt und Chirurg in Merseburg. Die kennzeichnenden Merkmale der sogenannten «Glotzaugen-Kachexie» werden in der Medizin bis heute als sogenannte Merseburger Trias bezeichnet. Sie beschreibt erstmals präzise die Beteiligung mehrerer Organsysteme (hervortretende Augen = Exophthalmus, vergrösserte Schilddrüse = Kropf oder Struma und den beschleunigten Herzschlag = Tachykardie oder Herzrasen) und weist somit darauf hin, dass der M.Basedow eine Systemerkrankung ist. In der 1894 erschienenen 5. Auflage von Meyers Konversationslexikon heisst es:
«Die Basedow’sche Krankheit (Glotzaugenkrankheit) ist charakterisiert durch abnorm schnelle Bewegung des Herzens, Anschwellen der Schilddrüse (Kropf) und Hervortreten der Augen aus ihren Höhlen (Glotzaugen) und führt ihren Namen nach dem Merseburger Arzt Carl Adolph von Basedow, welcher sie 1840 beschrieb. Über den Zusammenhang der angeführten Symptome ist man sich nicht im klaren. Die Hervortreibung des Augapfels ist meist doppelseitig und manchmal so beträchtlich, dass das Auge überhaupt nicht mehr geschlossen werden kann und daher seines natürlichen Schutzes durch die Augenlider beraubt, wodurch es zum Sitz hartnäckiger und gefährlicher Entzündungen wird. Die Basedow‘sche Krankheit kommt in Gegenden, in denen der Kropf endemisch ist, seltener vor als in solchen, wo er nur vereinzelt beobachtet wird. Ganz überwiegend wird das weibliche Geschlecht von der Krankheit ergriffen, namentlich zur Zeit der Pubertätsentwicklung oder im Wochenbett oder bei Bleichsucht. Nicht selten tritt die Krankheit ganz plötzlich, z.B. nach einem Schreck, nach schwerer Arbeit, ein, und danach scheint das Wesen der Basedow’schen Krankheit in einer Störung des sympathischen Nervs zu beruhen, von welchem das Glotzauge, die Schilddrüsenanschwellung und die beschleunigte Herzaktion sich recht wohl würden ableiten lassen. Die Krankheit endet unter Zunahme der Erscheinungen zuweilen sehr schnell unter grosser Beängstigung und Gehirnzufällen, meist allmählich unter Verfall der Ernährung und der Kräfte mit dem Tode. Bei frischen Fällen tritt aber auch vollständige Heilung ein, wobei freilich der Kropf nicht immer ganz zurückgebildet wird. Die besten Erfolge sind durch eine kräftigende Diät, Eisenpräparate, Seebäder und dergleichen erzielt worden. In neuster Zeit hat man auch mit Erfolg die operative Entfernung der Schilddrüse angewandt.»

Beim Morbus Basedow (oder im anglosächsischen Sprachraum «Graves‘ Disease» genannt) handelt es sich aus heutiger Sicht um eine Autoimmunerkrankung. Es handelt sich primär um eine entzündliche Erkrankung der Schilddrüse mit sekundärer Beteiligung verschiedener anderer Organsysteme, insbesondere aber der Augenhöhlen. Dabei greift das Abwehrsystem (Immunsystem) des Körpers eigenes Schilddrüsengewebe und Gewebe des Körpers an. Die vom Immunsystem gebildeten «Abwehrstoffe» (=Antikörper) gegen Oberflächeneiweisse (TSH-Rezeptoren = Antigene) der hormonproduzierenden Schilddrüsenzellen docken an den TSH-Rezeptoren an und stimulieren die Schilddrüsenzellen. Dabei kommt es einerseits zu einer Überfunktion (Hyperthyreose) und andererseits zur Vergrösserung (Struma = Kropf) der Schilddrüse mit verstärkter Hormonausschüttung in den Blutkreislauf. In vielen Fällen greift diese Entzündung jedoch auch Gewebe der Augenhöhlen und der Haut an (Augenmuskeln, Fettgewebe, Bindegewebe), was zu Veränderungen der Augen führt (= endokrine Orbitopathie). Die Erkrankung verläuft sehr unterschiedlich und betrifft nicht alle Menschen gleich. Heute wissen wir, dass praktisch alle Patientinnen und Patienten mit Morbus Basedow auch eine endokrine Orbitopathie bekommen, nur ist diese sehr unterschiedlich ausgeprägt. Während sie bei einem kleinen Teil nicht oder kaum sichtbar wird und sehr oft mit einer unspezifischen Bindehautentzündung verwechselt werden kann, wird sie bei ca. 75% aller Betroffenen von blossem Auge sichtbar und in ca. 25–30% aller Fälle zeigen sich sogar schwere Symptome und Veränderungen.